„Ich bin der erste, der kommt, und der letzte, der geht.“

In diesem Monat feierte unser Schulleiter Herr Reich-Kornett sein 40-jähriges Dienstjubiläum.

Ein Interview von Samuel und Jendrik.

Der Dietrich: Warum sind Sie Lehrer geworden bzw. welchen Beruf würden Sie heute sonst ausüben?

Herr Reich-Kornett: Ich bin in einer Zeit Schüler gewesen, in der der 2. Weltkrieg noch nicht allzu lange entfernt war und zu dieser Zeit gab es Nachkriegslehrer, die in den meisten Fällen notdürftig geschult worden sind. Diese waren also in der Regel schlecht ausgebildet, nicht unbedingt fachlich, sondern vor allen Dingen pädagogisch. Die Schülergeneration hat in dieser Zeit ziemlich unter diesen Lehrern gelitten. Das war für mich die ausschlaggebende Idee, dass ich es mal besser machen will.

Der Dietrich: Seit wann sind Sie Lehrkraft bzw. Schuldirektor?

Reich-Kornett: Ich bin 1980 Lehrer geworden (…), jedoch gab es zu der Zeit kaum freie Stellen als Lehrer. Der Lehrerarbeitsmarkt war – anders als jetzt – komplett voll, und so war ich zunächst arbeitslos und bin erst später nach einem erneuten Studium in den Lehrdienst gekommen. Direktor dieser Schule bin ich im Jahr 2000 zunächst übergangsweise geworden. Der amtierende Direktor war krank geworden und fiel somit aus. (…) Ich bin dann 2001 offiziell Schulleiter an dieser Schule geworden.

Der Dietrich: Seit wann unterrichten Sie am DBG?

Reich-Kornett: Ich unterrichte hier seit 1989 und habe dann erst einmal elf Jahre als ganz normaler Lehrer gearbeitet.

Der Dietrich: An welchen Schulen waren Sie vorher?

Reich-Kornett: Ich musste irgendwie die Zeit von 1980 bis 1989 überbrücken und habe dann nochmal ein zweites Studium aufgenommen, was mir die Arbeitsagentur auch empfohlen hat, habe dann wie gesagt ein zweites Mal in Münster studiert, Latein und Geschichte, meine ersten Fächer waren Sport und Politik, mit denen war ich nicht zum Zuge gekommen. Dann habe ich entsprechend dem, was ich konnte, an Volkshochschulen gearbeitet, ich habe auch an der Uni Osnabrück einen Lehrauftrag für Sport gehabt und habe dann sechs Jahre lang an der Volkshochschule in Wilhelmshaven Prüfungen und Kurse für ein sogenanntes Nichtschülerabitur, also ein Kurssystem ähnlich dem der Oberstufe, aber für erwachsene Berufstätige (…) geleitet.

Der Dietrich: Hätten Sie rückblickend andere Fächer als Geschichte, Sport, Politik und Latein gewählt?

Reich-Kornett: Nein, das hängt auch damit zusammen, dass in meiner Schulzeit die Naturwissenschaften kaum unterrichtet wurden; ich hatte beispielsweise nur zwei Schuljahre lang Chemie. (…) Außerdem war es so, dass die Gymnasien immer eine Ausrichtung hatten. Ich z. B. war auf einem neusprachlichen Gymnasium. Daneben gab es damals noch mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasien. Das heißt, dass die Gymnasien von vorn herein einen gewissen Schwerpunkt hatten. Heute kann man ja erst ab der Oberstufe Schwerpunkte setzen. Das hat es zu meiner Zeit als Schüler aber nicht gegeben.

Der Dietrich: Waren die Fächer, die Sie unterrichten, auch als Schüler Ihre Lieblingsfächer?

Reich-Kornett: Ich stehe auf dem Standpunkt, dass einem der Beruf, den man ausübt, Spaß machen muss, und ich finde auch, dass man sich dann am besten entfalten kann, wenn man die Fächer nimmt, die einem auch wirklich gefallen, von daher waren das als Schüler meine Lieblingsfächer.

Der Dietrich: Haben Sie es schon einmal bereut, dass Sie Schuldirektor geworden sind?

Reich-Kornett: Nein, nicht ernsthaft. Es ist zwar schon ganz schön aufwendig, was man so leisten muss, aber ich muss schon sagen, dass ich auch gerne mit Menschen umgehe (…). Außerdem ist es so, dass ich auch nach wie vor unterrichte. Ich finde es unheimlich schwierig, andere Lehrer zu beurteilen, wenn ich selbst seit Langem keinen Unterricht mehr geleitet habe.

Der Dietrich: Haben Sie als Schulleiter das Gefühl aufgrund Ihrer besonderen Verantwortung härter zu arbeiten als andere?

Reich-Kornett: Ja, das ist objektiv so. Aufgrund der vielen zusätzlichen Tätigkeiten, z.B. Schuleltern-ratssitzungen, die auch häufig abends stattfinden, bin ich dann teilweise von 7 bis 21 Uhr in der Schule.

Der Dietrich: Wenn Sie nicht Lehrer geworden wären, als was würden Sie dann heute arbeiten?

Reich-Kornett: Diese Frage habe ich mir zu der Zeit gestellt, als ich 1980 keine Stelle als Lehrer bekam. Ich hatte die Idee, eine Buchhandlung zu eröffnen und dort Lesungen mit Autoren durch-zuführen. Das habe ich aber wieder verworfen, da man im Buchhandel wirklich existenziell auf den Umsatz angewiesen ist und der schnelle Zugang zu einem breiten Publikum sehr schwierig war. (…) Danach hatte ich die Idee, Physiotherapeut oder Krankengymnast zu werden, jedoch habe ich diese Ideen aufgrund meines zweiten Studiums nicht weiterverfolgt.

Der Dietrich: Muss man als Schulleiter auch in den Ferien dauerhaft erreichbar sein?

Reich-Kornett: Ja, wir haben die Auflage, dass in den Ferien das Büro dienstags und donnerstags besetzt sein muss. Ich muss zwar nicht in allen Ferien jede Woche dienstags und donnerstags in meinem Büro sitzen, jedoch muss jemand, nicht nur die Sekretärin, erreichbar sein. Dazu zählen auch die Oberstudienräte.

Der Dietrich: Herr Reich-Kornett, wir danken Ihnen für das Interview.