Seminarfach besucht die Documenta in Kassel

Außengelände Wilhelmshöhe

Zwei der international bedeutendsten Ausstellungsereignisse sind die in Kassel im Fünf-Jahres-Rhythmus stattfindende documenta sowie – im zweijährlichen Turnus – die Biennale di Venezia in Venedig. Nur alle zehn Jahre finden diese beiden Ausstellungen im gleichen Jahr statt, und 2017 ist es wieder soweit. Das Seminarfach „Großausstellungen“ mit Herrn van Duijn besucht im Rahmen des Unterrichts beide Ausstellungen. Die letzten drei Tagen vor den Sommerferien wurden genutzt, die documenta zu studieren.

Nachdem die Gruppe des Seminarfachs mit dem Zug Kassel erreichte und sich in der Jugendherberge eingerichtet hat, sind wir mit der Straßenbahn und zu Fuß zum, seit 2013 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannten, Bergpark Wilhelmshöhe gelangt, um uns unter den Augen des griechischen Halbgottes Herkules neben den Kasseler Wasserspielen im Schloss, die Dauerausstellung mit Werken von Rembrandt und Rubens anzusehen.

Pantheon der Bücher

Anschließend ging es zurück in die Innenstadt, wo uns sofort der „Pantheon der Bücher“ von Marta Minujín ins Auge sprang. Aus der Ferne sieht er aus, als wäre er aus tausenden bunten Mosaiksteinchen gemacht: Insgesamt fast 50.000 Bücher, die irgendwo auf der Welt mal verboten waren oder es heute sind, eingewickelt in Klarsichtfolie, gehalten von einer robusten Stahlkonstruktion. Viele dieser Bücher wurden 1933 von den Nazis genau hier auf dem Friedrichsplatz vor dem Fridericianum, inzwischen Hauptausstellungsort der documenta, verbrannt. An den Säulen befinden sich unter anderem Goethes Werk „Die Leiden des jungen Werther“ sowie „Alice im Wunderland“. So viel Kunst macht hungrig: Den Abend haben wir mit großem Appetit und sehr gesellig mit einem gemeinsamen Essen ausklingen lassen.

Am Montag ging es für uns zu verschiedenen Ausstellungsorten der documenta, unter anderem zu der „Neuen Hauptpost“. Eines der makabersten Werke waren aufgehangene Renntierschädel, die die Künstlerin Máret Ánne Sara aufgrund eines Renntier-Tötungs-Gesetzes in Norwegen angefertigt hat. Nach kurzer Freizeit traf sich die Gruppe um das Highlight des documenta Besuches, das Fridericianum, zu besichtigen. Die dortige Ausstellung zeigt die Sammlung des Athener Nationalen Museums für Zeitgenössische Kunst (EMST), Kunstwerke, die zum Teil sehr provokant sind und zum Nachdenken anregen. Einige der Kunstwerke konnten auch erst auf dem zweiten Blick verstanden werden. Abschließend besuchten wir die documenta Halle, die dank des großen Raumes einigen überdimensionalen Werken Platz bot. Nach einem anstrengenden Tag kehrten wir in unsere Jugendherberge zurück und saßen abends noch gemütlich beisammen.

„Real Nazis“ von Piotr Uklanski

Am Tag unserer Abreise besuchten wir die Orangerie mi ihrer großen Parkanlage und besichtigten die Neue Galerie ein weiterer Ausstellungsort der documenta 14. In der Neuen Galerie wurden weitere Werke ausgestellt, unter anderem ein hell belichteter Gang mit bunten Stoffbahnen und eine Collage von damaligen Kriegsverbrechern, die sich über die gesamte Wand des Ausstellungsraumes erstreckte. Dieses Werk fanden wir besonders aussagekräftig und bedeutungsvoll. Hiermit endete der offizielle Teil unseres documenta Besuches und wir haben den Ausflug mit einem gemeinsamen Picknick im Park ausklingen lassen. Danach ging es für die Gruppe zurück zum Bahnhof, wo wir mit Freuden feststellen mussten, dass die Deutsche Bahn uns mehr Fahrzeit geben wollte, als wir bezahlt haben. Doch die Stimmung war trotzdem nicht zu trüben und die inzwischen gut miteinander vertraute Gruppe freut sich bereits auf unsere Studienfahrt, die uns im September zur Biennale nach Venedig führt.